Meldungen aus dem Bezirksverband Nordwürttemberg
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Ehrung von Gerhard und Axel Groß "Die Steinwerkstatt" Backnang

Auszeichnung mit der großen und kleinen „Albert-Schweitzer-Plakette"

v.l.: Vorsitzender Bezirksverband Hartmut Holzwarth, Gerhard Groß mit Gattin, Axel Groß, Oberbürgermeister der Stadt Backnang Maximilian Friedrich

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Bezirksverband Nordwürttemberg, zeichnete am vergangenen Freitag (14.07.2023), Gerhard und Axel Groß – „Die Steinwerkstatt“ aus Backnang mit der großen und kleinen „Albert-Schweitzer-Plakette“ aus. Grund für die Auszeichnung von Vater und Sohn ist das „ehrenamtliche Engagement im Bereich der Erinnerungs- und Gedenkkultur“. Die Ehrung nahm der Bezirksvorsitzende des Volksbundes im Bezirk Nordwürttemberg, Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth aus Winnenden, gemeinsam mit Oberbürgermeister Maximilian Friedrich aus Backnang vor.

 

Gerhard Groß unterstützt die Friedensarbeit des Volksbundes bereits seit seinem 14. Lebensjahr, also seit mehr als sechs Jahrzehnten. Begonnen hatte alles 1958, als der damalige Steinmetz- und Bildhauerlehrling mit einigen Freunden auf Initiative des damaligen Friedhofaufsehers Erich Barthau (Backnang) zu einem Arbeitseinsatz auf dem Soldatenfriedhof im elsässischen Baerenthal aufbrach. Dort waren damals rund 800 deutsche Soldaten bestattet. Es galt wackelige Kreuze zu richten, Unkraut zu jäten, Gras zu mähen und vieles mehr. Damals, so kurz nach dem Weltkrieg, war eine Reise ins Elsass alles andere als ein Vergnügen - die Wunden saßen noch tief.

Bei diesem Einsatz entdeckte Gerhard Groß dann einen Sandstein, den er zu einem sehr würdigen Denkmal mit der Inschrift: „Zum Gedenken der deutschen gefallenen Soldaten", versehen mit einem geschmiedeten Kreuz, umarbeitete. Dieses neu gestaltete Denkmal fand damals in Frankreich eine sehr große überregionale und positive Resonanz.

Jahre später wurde der Soldatenfriedhof in Baerenthal aufgelöst und die Toten auf die Kriegsgräberstätte nach Bergheim umgebettet. Zu deren Eröffnung 1978 war auch die Backnanger Delegation um Gerhard Groß eingeladen. Die Ansprache unter dem Motto „Gelöbnis für die Zukunft“ hielt Carlo Schmid, einer der Väter des Grundgesetzes. Viele weitere Arbeiten folgten im Laufe der Jahre. Gerhard Groß: „Ich habe das immer gerne gemacht. Nicht als Werbung, sondern um das Andenken der Gefallenen in Ehren zu halten“.

Axel Groß, Steinmetz/Steinbildhauer und Dipl. Ing. (FH), hat 2008 den Innungsfachbetrieb für Steinmetz- und Bildhauerarbeiten von seinem Vater Gerhard übernommen. Schon lange vor der Übernahme des elterlichen Betriebes hat Axel Groß den Vater bei seinen regelmäßigen ehrenamtlichen Aktionen zum Erhalt und Gedenken der Kriegsopfer auf den Backnanger Friedhöfen unterstützt.

2009 begleitete er die „72-Stunden-Aktion“ der Katholischen Jugend in Backnang, die seit 1995 alle vier Jahre durchgeführt wird. Ziel dieser Aktion ist es, dass die teilnehmenden Gruppen innerhalb von 72 Stunden etwas Nachhaltiges für ihre Region auf die Beine stellen.

Neben der Beratung und Unterstützung bei den auszuführenden Arbeiten reinigte er zusammen mit den Jugendlichen die Grabsteine von Gefallenen auf dem Backnanger Stadtfriedhof und versah sie mit einer vorbeugenden Behandlung gegen künftige Verschmutzung. Durch das begleitende Sponsoring der Veranstaltung konnte am Ende der „72-Stunden-Aktion“ ein Scheck über 2.000 € zugunsten der Kriegsgräberfürsorge und des Fördervereins übergeben werden.

Im Jahr 2020 hat er ein Ehrenmal für die Gefallenen und Vermissten des Ersten und Zweiten Weltkrieges in den Ortsteilen Heiningen und Waldrems restauriert und instandgesetzt. Das Ehrenmal trägt die Namen von insgesamt 56 Gefallenen und Vermissten (ca. einzelne 800 Zeichen). Oft wurde er gefragt, warum er sich hier ehrenamtlich engagiere. Seine Antwort darauf lautet stets, dass er aus beruflichem Selbstverständnis als Steinmetz und aus Respekt gegenüber den Kriegstoten diesen Beitrag leisten möchte – kein unerheblicher Beitrag.

Bezirksvorsitzender Hartmut Holzwarth betonte über die Würdigung der ehrenamtlichen Leistungen der beiden Geehrten hinaus, dass die Friedensarbeit des Volksbundes angesichts der aktuellen weltpolitischen Krisen, insbesondere aber des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, leider noch weiter an Bedeutung gewonnen habe. „Die beste Prävention gegen Krieg ist daher die Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit im In- und Ausland. Sie schafft das Bewusstsein für die Schrecken von Krieg und Gewalt, und unterstreicht so die Wichtigkeit der Friedenserhaltung.“

Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich stellte in seiner Begrüßung die Wichtigkeit einer Erinnerungskultur heraus: „Erinnerungskultur ist heute so aktuell wie noch nie. Kriegsgräberstätten erfüllen vielfältige Funktionen: Sie sind Orte internationaler Begegnung und Lernorte der Geschichte, sie sind aber auch immer noch Orte individueller Trauer oder kollektiven Gedenkens.“ Dabei bedankte er sich bei den beiden Geehrten Gerhard und Axel Groß für ihr großes Engagement als „wahre Friedensbotschafter“.

Als Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung erhielten Gerhard und Axel Groß aus der Hand von Hartmut Holzwarth die große und kleine „Albert-Schweitzer-Plakette“.

Im Anschluss an die offizielle Ehrung im Sitzungssaal des historischen Rathauses in Backnang waren die beiden Geehrten und geladene Gäste aus Politik, Kommune und Gesellschaft zu einem kleinen Empfang eingeladen.

Text + Fotos: Johannes Stocker, Simone Schuster